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Yoga im Rollstuhl - persönliche Momente


Eva nimmt seit über einem halben Jahr regelmäßig an 1:1 Yoga Sessions teil. Ich habe noch nie so oft die Worte: "Ich weiß nicht ob ich das kann...aber probieren wir es einfach aus" gehört. Liebe Eva, ich bin sehr stolz auf deinen Mut und dein Vertrauen, in jeder Yoga Stunde. Danke dafür! Jetzt freue ich mich, dass du etwas über deine Erfahrungen mit Yoga teilen möchtest.



Liebe Eva, kannst du kurz etwas über dich erzählen?


Gerne! Ich heiße Eva, bin 31 Jahre alt und komme ursprünglich aus dem Allgäu. Ich habe ihn Augsburg studiert, dort angefangen Rollstuhlrugby zu spielen und lebe seit 2017 in München. Ich arbeite hier als Rechtsanwältin.

Ich kam mit Spina Bifida – einer angeborenen Querschnittslähmung – zur Welt und sitze deshalb im Rollstuhl.


Wie kamst du zum Yoga?


Ich spielte schon länger mit dem Gedanken, Yoga einmal auszuprobieren. Leider fand ich bisher kein Yogastudio, die auch Kurse für Menschen mit Handicap anbieten.

Ich folge hejhej auf Instagram, die u.a. nachhaltige Yogamatten herstellen und ging mit einer der Gründerinnen – Sophie – zur Schule. In einem Post wurdest du vorgestellt und ich habe über eine gemeinsame Freundin deine Kontaktdaten von Sophie bekommen. Kurz darauf fand unsere erste 1:1 Session statt :)


Würdest du sagen, dass Yoga für alle zugänglich ist?


Ich denke, Yoga bietet Möglichkeiten für alle, solange die Beteiligten ein gewisses Maß an Kreativität mitbringen. Manche Asanas müssen angepasst werden oder es wird zusätzliches Equipment benötigt. Aber nachdem es bei Yoga auch viel um die innere Einstellung geht, würde ich schon sagen, dass Yoga für alle zugänglich ist.


Was bedeutet Bewegung für dich?


Bewegung im Allgemeinen ist für mich der perfekte Ausgleich zum Alltag. Und Yoga im Besonderen tut einfach ganzheitlich gut. Es geht nicht darum, irgendein Ziel zu erreichen oder eine Taktik umzusetzen, man ist bei sich und konzentriert sich nur auf die Bewegung. Dabei kommt es nicht darauf an, wie es im Außen aussieht oder ob die Bewegung überhaupt groß sichtbar ist.


Was macht Yoga für dich besonders?


Yoga ist für mich besonders, weil ich währenddessen das Gefühl habe, die Bewegungen nur für mich zu machen, ohne dass es darauf ankommt, ob ich sie „richtig“ ausführe. Es zählt nur, dass die Bewegung ausgeführt wird und jede(r) verfolgt seine eigene Intention.


Würdest du sagen, dass „loslassen“ der erste Schritt zu neuer Bewegung ist?


Ich bin fest davon überzeugt, dass eine neue Bewegung nie funktionieren kann, wenn man sich nicht einfach darauf einlässt. Man muss also auf jeden Fall erst die Zweifel loslassen, um dann eine neue Bewegung auszuprobieren und in die Praxis zu integrieren.


Was unterscheidet Yoga von anderen Bewegungstherapien für dich persönlich?


Das ist eine gute Frage! Ich bin schon mein ganzes Leben in Physiotherapie. Der Unterschied ist dabei, dass bei Yoga eben nicht der Fokus auf einem therapeutischen Erfolg liegt. Dieser stellt sich quasi nebenher automatisch ein. Yoga beeinflusst zudem nicht nur mein körperliches Wohlbefinden, sondern sorgt für eine ganzheitliche Verbesserung. Und ich bin nach der Stunde immer besser gelaunt als vorher 😊


Hast du eine Lieblingsasana? Falls ja, warum?


Das ist einfach – und für dich vermutlich wenig überraschend 😉 Ich liebe den „Herabschauenden Hund“. Das ist eine Asana, von der ich nicht dachte, dass ich sie aufgrund meiner Behinderung schaffen würde. Und jetzt klappt sie von Stunde zu Stunde besser.


Was stört dich, am Umgang mit Menschen mit körperlichen Einschränkungen?


Da muss ich direkt an eine Begegnung denken, die ich neulich hatte, als ich auf dem Weg zu The Sanctuary zu unserer Yogasession war. Mir kam ein Mann mit seinem Hund entgegen. Der Hund war neugierig, weil er wohl vorher noch nie einen Menschen im Rollstuhl gesehen hatte. Ich kam mit dem Mann ins Gespräch und zu Beginn führten wir Smalltalk. Nach kürzester Zeit kamen dann aber Fragen über Details meines Handicaps und ob ich ein „normales“ Leben führen würde. Ihn interessierte nur, warum ich im Rollstuhl sitzen würde und ob Spina bifida nicht hätte verhindert werden können. Das war (mal wieder) eine so merkwürdige Situation, weil ich ihn zu dem Zeitpunkt gerade fünf Minuten kannte. Ich habe zwar grundsätzlich kein Problem damit, Fragen zu meiner Behinderung zu beantworten. Aber ich finde es schade, wenn diese Offenheit einfach vorausgesetzt wird. Jede Person mit Handicap (und auch ohne) hat eine eigene Geschichte und nicht jede(r) ist gleich entspannt, was solche Themen angeht. Mein Gesprächspartner hatte beispielsweise selbst MS und wollte darüber gar nicht sprechen. Umso verwunderter war ich über seine neugierigen Fragen.


Wünschenswert wäre also ein noch offenerer Umgang mit Menschen mit körperlichen Einschränkungen, bei dem die persönlichen Grenzen aber erfragt und respektiert werden. Und sehr anstrengend finde ich, wenn Menschen mit körperlichen Einschränkungen übertrieben bewundert werden („Es ist so toll, wie du das ALLES machst“ – „Was meinst du mit Alles?“ – Naja, dass du unter Leute gehst und so…“) oder wenn Hilfe nicht angeboten wird, sondern einfach ungefragt geholfen wird. Ich freue mich wirklich immer, wenn mir Unterstützung angeboten wird. Wenn ich aber dankend ablehne, kann sich diejenige Person sicher sein, dass ich wirklich auch alleine klar komme.


Aber da hab ich in meinem näheren Umfeld zum Glück keine Probleme! 😊


 

Vielen Dank fürs Teilen deiner Gedanken! Ihr findet Eva hier


Falls du auch mal eine 1:1 Yoga Stunde ausprobieren möchtest, melde dich gerne bei mir.



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